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26.06.2019
Mit der Fluggesellschaft British Airways ging es von Frankfurt nach Denver. Das Flugzeug musste in Frankfurt und in London Heathrow jeweils wegen eines fehlenden Timeslots 30 Minuten am Gate warten. Wenigstens war die Verpflegung an Bord beispielhaft gut. In Denver angekommen, musste das Flugzeug wiederum 30 Minuten auf dem Vorfeld warten, weil kein freies Gate zur Verfügung stand.
In der Immigration mussten sich die Besucher eigenständig am Einreiseautomaten für die Einreise einchecken. Bei mir hat der Automat das Gesicht und die Fingerabdrücke nicht korrekt aufgenommen. Also musste ich die gesamte Prozedur am Counter mit einem Immigration-Officer wiederholen.
Beim Autovermieter gab es erstaunlicherweise keine Diskussionen über Upgrade oder zusätzlicher Versicherung. Ich durfte mir auf dem Parkplatz einen SUV aussuchen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten waren alle SUVs mit 4WD ausgestattet. Ich suchte mir den Typ HYUNDAI Tucson aus. Dieses Auto hatte einen hohen Bodenabstand und schien weniger Masse zu haben als die amerikanischen Modelle. Dadurch hoffte ich auf einen geringeren Benzinverbrauch.
Obwohl ich das Auto erst gegen 19:00 erhielt, fuhr ich soweit es meine Müdigkeit zuließ über die Interstate 25 nach Norden in Richtung Wyoming. Nach ungefähr einer Stunde legte ich bei Fort Collins einen kurzen Zwischenstopp ein um Lebensmittel für die nächsten Tage zu kaufen. Etwas nervig waren die Veranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Fast auf jeder Brücke, die über die I 25 führte, gestalteten Feuerwehr und Sanitätsdienst mit ihren Fahrzeugen ein Lichterspektakel und schwenkten Fahnen. Dadurch verlangsamten neugierige Fahrer bei jeder Brücke die Fahrt. In drei Stunden schaffte ich sogar die 143 Meilen bis zur Vedauwoo Recreation Area im Südosten von Wyoming. Um 22:30 Uhr konnte ich endlich auf dem Campground der Rec Area meine Augen schließen.
27.06.2019
Die Nacht war zwar kurz, aber ich konnte mich von den gestrigen Reisestrapazen gut erholen. Voller Tatendrang plante ich die Vedauwoo Recreation Area zu erforschen.In diesem Gebiet gab es viele Hügel
mit blank gescheuerten Granitgestein. Daher war die Vedauwoo Rec Area auch als Klettergarten ausgewiesen. Während meiner Rundwanderung begegnete ich jedoch keinem Menschen. Ich führte eine Rundwanderung um den so genannten Turtle Rock durch. Bereits entlang der Basis diese Hügels konnte ich einige fotogene Balanced Rocks bestaunen. Der Turtle Rock selbst macht den Eindruck, als ob er aus einem riesigen Haufen aufeinander gestapelter Felsbrocken besteht. An einer Stelle versuchte ich ins Zentrum des Turtle Rock aufzusteigen. Da ich kein riskanter Freikletterer bin, schaffte ich es nicht bis zum Kulminationspunkt. Zu steil waren die Felswände und zu hoch letztlich die Felsbrocken. Aber auf diesem Seitentrip bekam ich weitere Balanced Rocks zu sehen. Die Umrundung des Turtle Rock war inklusive einiger Seitentrips insgesamt 7km lang.
Nur 1,5 Meilen westlich vom Turtle Rock besuchte ich mit dem Poland Hill einen weiteren felsigen Hügel, der ebenfalls zur Vedauwoo Rec Area gehört. Der letzte Fahrkilometer zum Poland Hill benötigte in jedem Fall einen 4WD mit hohen Bodenabstand. Die ruppige Piste war mehr oder weniger ein Feldweg mit Schlaglöchern. Auch am Poland Hill konnte ich einige hübsche Balanced Rocks fotografieren.
Da ich lediglich den Vormittag in der Vedauwoo Rec Area verbrachte, fuhr ich auf der Interstate 80 weiter nach Laramie. Dort bog ich auf die HW 287 nach Süden ab. Bereits nach 3,5 Meilen zweigte ich in die Sand Creek Road ab. Diese asphaltierte Straße brachte mich zu den Sandsteinformationen des Sand Creek.
Vom kleinen Fluss Sand Creek war bei den Formationen nichts zu sehen. Der Creek befand sich zu weit östlich entfernt.
Mein Hauptinteresse galt ohnehin den äußerst fotogenen Formationen aus rosa und weißen Sandstein. Wahrscheinlich sorgte der Gehalt des Kalkstein für die weiße Farbe des Sandsteins und für die starken Erosionserscheinungen im Gestein. Interessanterweise hatten viele Formationen die Form von so genannten Teepees. Diese kegelartige Formen sah ich unter anderem auch in den South Coyote Buttes in der Paria Canon Wilderness an der Grenze zwischen Arizona und Utah. Auf einer relativ kleinen Fläche wanderte ich insgesamt 2km von einer Felsskulptur zur nächsten. Neben den Formen fand ich auch die vielen kleinen natürlichen Brücken interessant. Während der Tour war ich immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Die Sandsteinformationen befanden sich wahrscheinlich auf privatem Grund, denn um zu den Felsen zu gelangen musste ich über einen Zaun steigen.
Nach der Besichtigung der Hügel am Sand Creek ging die Fahrt wieder zurück nach Laramie. Nördlich von Laramie folgte ich der WY 34 nach Nordosten. Bei Wheatland bog ich auf die Interstate 25 nach Norden ein. 8 Meilen westlich der Stadt Douglas verließ ich die I 25 über die CR 13 nach Süden. Am Ende der CR 13 befand sich der Ayres Natural Bridge StPk. Nach 3 Meilen versperrte eine Schranke die weitere Fahrt zum StPk. Es war bereits nach 20:00 Uhr und die Schranke erlaubte lediglich das Verlassen des Parks. Kurzerhand nutzte ich eine Parkbucht vor der Schranke als Campground. Da die CR 13 eine Sackgasse darstellte, gab es ohnehin kein Nachtverkehr auf der Straße.
28.06.2019
Da ich vor 8:00 Uhr an der Straßenschranke stand, war sie immer noch verschlossen. Ich wanderte daher den knappen Kilometer zur Ayres Natural Bridge. Am Campground war keine Menschenseele
zu sehen. Vor 8:00 Uhr kriecht halt kein Tourist aus seinem Zelt. Das hatte den Vorteil, dass keine Person die Fotoaufnahmen von der natürlichen Brücke störte. Da sich die Ayres Natural Bridge in einer kleinen Schlucht befand, verursachte der niedrige Stand der Sonne allerdings viel Schatten. Das war natürlich nicht optimal für Fotoaufnahmen. Die Ayres Natural Bridge ist eine von lediglich drei natürlichen Brücken in den USA, durch die ein Fluss fließt. Die Höhe von 10m und die Breite von 15m waren beeindruckend. Leider nahmen der Campground, viele Picknickplätze, zwei große Parkplatze und ein Spielplatz dem Naturmonument die natürliche Umgebung. Das Schutzgebiet war meines Erachtens zum Vergnügungspark verkommen. Noch bevor sich die große Menschenmenge aus ihren Unterkünften bewegte, verließ ich die Ayres Natural Bridge wieder.
Von der Ayres Natural Bridge ging meine Reise über die Interstate 25 weiter nach Westen. In der Stadt Casper (kein Schreibfehler) legte ich am historischen Fort Caspar einen Zwischenstopp ein. Als ich Fort Caspar erreichte, wurden gerade die Pforten geöffnet. Insgesamt waren 6 Frühaufsteher anwesend. Der Lohn der frühen Besucher war eine intensive Führung des Supervisor durch alle Räumlichkeiten. Die Gebäude des Forts sind normalerweise offen, aber dürfen jeweils nur durch die Eingangstür besichtigt werden. Durch die Führung des Supervisor durften wir privilegiert durch alle Räume gehen. Jeder Raum war mit Utensilien des 19. Jahrhunderts ausgestattet. Wir Besucher konnten uns daher einen guten Eindruck über das Leben im "Wilden Westen" machen.
Die weitere Reiseroute folgte der HW 20 weiter nach Westen. Ungefähr auf halbem Weg zwischen den Städten Casper und Shoshoni verwies ein Schild zu einem Parkplatz am Hell's Half Acre. Vom Abstellplatz aus konnten die Besucher in eine wild erodierte Schluchtenwelt mit herrlich bunten Farben schauen. Leider war der Parkplatz umgeben von einem 3m hohen Maschendrahtzaun. In der Tiefe waren die Säulen von Caprocks zu sehen. Da ich die Caprocks aus der Nähe inspizieren wollte, suchte ich nach einem Abstieg in die Schluchten. Ich fand auch eine Abstiegsmöglichkeit. Allerdings musste ich über einen Stacheldrahtzaun steigen und ein Schild "No Trespassing" ignorieren. In der Schluchtenwelt des Hell's Half Acre angekommen, fand ich viele hohe und schlanke Caprocks (auch Hoodoos genannt). Die Formationen waren teilweise schneeweiß. Ablaufendes Regenwasser erzeugte in den lehmartigen Hängen tiefe Drainagen. Die Farben reichten von lila über orange bis weiß. Durch den überwiegend weißen Boden wurde ich durch die reflektierenden Sonnenstrahlen von oben und von unten gegrillt. Nach 3km hatte ich mich an Caprocks satt gesehen und kehrte zum Parkplatz zurück. Wenige hundert Meter vor dem Abstellplatz forcierte ein Besucher meinen Puls. Ein Mann mit grüner Kleidung und einem Hut lehnte an der Zufahrt zum Parkplatz an einem schwarzen SUV. Ich ging davon aus, dass es sich bei der Person um einen Ranger oder Polizisten handelte und bereitete mich auf ein Strafmandat vor. Immerhin bewegte ich mich auf verbotenem Gelände. Glücklicherweise war der Mann in Grün nur ein Reisender, der genau in der Einfahrt eine Pause einlegte. Er hatte sogar ein freundliches Wort für mich übrig.
Der Reiseplan führte mich weiter in Richtung Westen. Bei dem Weiler Moneta verließ ich die HW 20 und bog ich in die Lysite Moneta Road nach Norden ein. Nach knapp etwas über 2 Meilen erreichte ich eine Dirt Road, die nach Westen zu den Lysite Badlands führte. In dieser erodierten Landschaft waren die Felsformationen nur selten höher als drei Meter. Dafür gab es einige kleine, aber fotogene
natürliche Brücken. Die Skulpturen befanden sich alle am oberen Rand von Mesas. Die Hänge waren zum Glück nicht höher als 20m, so dass ein Aufstieg nicht schwierig war. Da die Hänge aber sandig waren, waren Wanderstöcke während des Aufstiegs von Vorteil. Zwei Mesas suchte ich am oberen Rand der Klippen nach Formationen ab. Richtige Caprocks waren die Skulpturen eigentlich nicht. Die "klassischen Caprocks" haben eine Säule aus relativ weichem Gesteinsmaterial und einen harten Deckenstein. Die Exemplare im Lysite Badlands bestanden aus einem homogenen Sandstein. Nach insgesamt 3,5km hatte ich genug Objekte fotografiert und peilte das nächste Reiseziel an.
Zunächst ging meine Fahrt wieder zurück zur HW 20. Bei Moneta folgte ich der Castle Gardens Road weiter nach Süden. Seltsamerweise gab ein Schild an der HW 20 die Entfernung zum Castle Gardens mit 28 Meilen an. 2 Meilen später schrumpfte die Distanz bereits auf 19 Meilen. Letztlich fuhr ich 20,5 Meilen auf einer gut befahrbaren Graded Road bis zu den so genannten Castle Gardens. Unterwegs legte ich einige Stopps ein, um die herrlich farbenprächtige Landschaft und einige große Felsformationen aufzunehmen.
Am Eingang zu den Castle Gardens schlug ich auf dem Parkplatz mein Nachtlager auf. Während der Fahrt und während meiner Anwesenheit begegnete ich keinem Menschen.
29.06.2019
An diesem Reisetag besichtigte ich ausgiebig das Schutzgebiet Castle Gardens Petroglyph Site. Ich hatte zwei Gründe zu den Castle Gardens zu fahren. Zum einen gab es dort eine herrliche
Landschaft mit zum größten Teil schneeweißen Felsformationen. Zum anderen konnte hier eine spezielle Petroglyphen-Technik besichtigt werden. Die "klassischen Petroglyphen" sind auf geschwärzten Sandstein eingeritzt. Die Gravuren im Castle Gardens waren jedoch auf kreisrunde und weiße Flächen eingeritzt. Bevor die indianischen Ureinwohner (1000 - 1250 v.Chr.) die Gravuren einritzten, polierten sie die Felswände mit einem flachen Stein kreisförmig und eben. Daher nennt man diese Petroglyphen "Castle Gardens Shield Style". An fünf Stellen waren die Gravuren zu sehen. Jeweils durch einen hohen Maschendrahtzaun geschützt. Der Maschendraht war jedoch auf Höhe der Petroglyphen erweitert, so dass man ohne Behinderung durch den Zaun fotografieren konnte. Wie das an vielen historischen Orten der Fall ist, so hatten schwachsinnige weiße Siedler auch im Castle Gardens die kreisförmigen Kunstwerke als Zielscheibe für ihre Schießwut genutzt. An vielen Stellen waren Einschusslöcher zu sehen.
Mein Reiseplan sah als nächstes Ziel ein Schutzgebiet vor, das verwirrenderweise ebenfalls Castle Gardens hieß. Jenes Castle Gardens befand sich ungefähr 100 Meilen weiter nördlich und nahe der
Ortschaft Ten Sleep. Leider vertraute ich bei der Streckenführung meinen GPS-Navigator. Der führte mich zunächst die Castle Gardens Road nach Norden zurück zur HW 20. Bei Moneta fuhr ich die Lysite Moneta Road weiter nach Norden. Da diese Straße asphaltiert war, hatte ich die Hoffnung, dass ich die Strecke bis Ten Sleep auf einer geteerter Straße hinterlegen durfte. Leider wurde diese Hoffnung in Lysite zerstört. Ab Lysite mutierte die Strecke zu einer Gravel Road. Sage und schreibe fast 100 Meilen musste ich mich über eine gut befahrbare, jedoch sehr staubige Piste quälen. Besonders elend war es, wenn mir ein Viehtransporter entgegen kam. Dann musste ich anhalten, weil die mit ihrem rigorosen Fahrstil derart viel Staub aufwirbelten, dass ich nichts mehr sah.
An einer Stelle wollte mich der Navigator zu einer Abzweigung auf einen Jeep Trail nötigen. Das lehnte ich aber ab. Über die Badwater Road, Nowood Road, CR 82 und die State Road WY 434 erreichte ich entnervt den kleinen Ort Ten Sleep.
Ab Ten Sleep ging die Fahrt noch zwei Meilen auf der HW 16 nach Westen. Danach folgte ich einer 6,5 Meilen langen Graded Road nach Süden bis zur Castle Gardens Scenic Area. Die letzte Straßenmeile hatte lediglich die Breite von einem Fahrzeug. Kurz bevor ich später die Scenic Area wieder verließ, kamen zwei Camp-LKW an. Ich fragte mich, was die bei Gegenverkehr gemacht hätten. Die Scenic Area war ein überschaubares Basin, dass an drei Seiten von weißen und felsigen Hügelketten umschlossen war. Eine Ringstraße (nicht geteert) führte zu einigen überdachten Picknickplätzen. An den oberen Klippenrändern standen die Caprocks Parade. Um sie näher zu betrachten, stieg ich an einer Stelle 50 Höhenmeter zum oberen Rand der Klippen auf und wanderte die Hügelketten im Osten und Süden ab. Einige weiße Hoodoos ragten bis zu 6m in die Höhe. Die Hügelketten boten auch herrliche Blicke auf das Basin der Castle Gardens Scenic Area. Insgesamt 3,1km wanderte ich auf und um die Sandsteinhügel. Dabei fand ich lediglich eine einzige Arch. Natürliche Bögen sind in der Scenic Area Mangelware. An den westseitigen Hügeln der Scenic Area waren die Klippen zu steil um auf sie steigen zu können. Dort blieben die Caprocks von meiner Besichtigung verschont.
Nur 4 Meilen Luftlinie westlich von Castle Gardens entfernt gab es mit der Honeycombs Wilderness Study Area ein weiteres Badlands. Auch diese Landschaft stand auf meinem Tourenplan. Aus den 4 Meilen Luftlinie wurden allerdings 14 Meilen Straßenfahrt. Im nördlichsten Bereich der großflächigen Honeycombs WSA gab es jede Menge weiße und hohe Hoodoos. Bezüglich der Höhe und der Farbe waren sie vergleichbar mit den Wahweap-Hoodoos in Utah. Die Formationen befanden sich jedoch in einem Talkessel. Obwohl die Klippen nur einen Höhenunterschied von 30m hatten, gab es nur einen gefahrlosen Abstieg in das Basin der Honeycombs. Eine Stunde lang wanderte ich kreuz und quer durch die Caprock-Gruppen. An einer Felsformation hatte ich fast die fatale Begegnung mit einer Klapperschlange. Nur das Zischen des Reptils bewahrte mich vor einem Biss. Erst drei Meter vor der Klapperschlange hörte und sah ich sie unter dem Bodenwulst eines Caprocks. Das war die erste Klapperschlange, die ich in den USA sah. Nach dieser Begegnung marschierte ich wesentlich vorsichtiger im weglosen Gelände. Es lohnt sich für Hoodoo-Jäger in jedem Fall die Honeycoms WSA zu besuchen. Ich sah sonst nirgendwo in Wyoming derart fotogene Caprock-Exemplare.
Anschließend ging die Reise weiter nach Norden. Über die HW 16 erreichte ich Worland. Hier folgte ich der HW 16 nach Norden bis zum Ort Greybull. Dort fuhr ich die HW 14 ungefähr 10 Meilen nach Osten bis zur Devil's Kitchen. In den USA werden viele geologisch interessante Orte als Devil's Kitchen bezeichnet. Damit will man vielleicht das Interesse der Touristen wecken. Die Devil's Kitchen in Wyoming war ein stark erodierter Landstrich in einem Bassin. Vom oberen Rand des Beckens schaute ich in eine farbenfrohe Landschaft. Die Klippen, die Devil's Kitchen umschlossen, waren zwar nur 30m hoch, aber ich fand nur eine Stelle, die einen halbwegs sicheren Abstieg in das Bassin erlaubte. Während der Grund der Devil's Kitchen überwiegend eine weiße Farbe hatte, waren die erodierten Klippen rötlich und grünlich. Trotz der starken Erosion hielt sich die Anzahl der Caprocks in mageren Grenzen. Ich zählte keine 5 Felsformationen. In der Devil's Kitchen ist die Farbe der Gesteinschichten die Attraktion.
Da sich keine weiteren Besucher in das Badlands der Devil's Kitchen verirrten und es bereits sehr spät am Nachmittag war, blieb ich zur Übernachtung in der Devil's Kitchen.
30.06.2019
Die Badlands Devil's Kitchen waren der nördlichste Ort dieser Rundreise. Nun ging es Richtung Süden. Die Besichtigungen in Wyoming waren damit aber noch nicht beendet. Über die HW 16 ging meine
Fahrt zunächst von Greybull nach Worland. Wenige Meilen südlich von Worland folgte ich der State Road 431 nach Osten. Über diese Straße erreichte ich die Gooseberry Badlands. Es kommt nicht oft vor, dass man eine wild erodierte Landschaft über eine asphaltierte Straße anfahren kann. Bereits vor den zentralen Badlands waren an der Nordseite der SR 431 fotogene Felsformationen zu sehen. An einer Stelle hielt ich an und parkte den Leihwagen auf der Grasnarbe. Da sich die Formationen auf privatem Grundstück befanden, waren sie durch einen Grenzzaun von der Straße getrennt. Um sie aus der Nähe fotografieren zu können, stieg ich kurzerhand über den Zaun und ging einige Dutzend Meter zu den Skulpturen. Es war ohnehin kaum Verkehr und weit und breit kein Haus und kein Mensch zu sehen. Die zentralen Gooseberry Badlands waren eine farbenfrohe Gegend mit vielen kleinen Schluchten. Das BLM (Bureau of Landmanagement) hatte in den Gooseberry Badlands einen Wanderweg eingerichtet. Dieser Weg führte an vielen großen Caprocks und hohen Dryfalls vorbei. Nach 2,5km verließ ich den offiziellen Wanderweg. Einen weiteren Kilometer marschierte ich querfeldein zurück zum Ausgangspunkt der Tour. Dadurch kam ich nahe an weiteren Skulpturen und eine äußerst labile natürliche Brücke (siehe Bild) vorbei.
Nach der Besichtigung der Gooseberry Badlands fuhr ich die SR 431 weiter nach Osten bis zur HW 120. Dieser folgte ich nach Süden bis zur Upper Cottonwood Creek Road. An dieser Straße gab es wiederum eine Abzweigung zur Legend Rock Petroglyph Site. Erfreulicherweise waren nur die letzten drei Meilen eine staubige Gravel Road. Auf einer Länge von ungefähr 200m haben die Vorfahren der Prairie-Indianer 283 Petroglyphen (Gravuren) auf 92 Sandstein-Platten eingeritzt. Forscher haben die Kunstwerke bis zu 10.000 Jahre alt datiert. 15 Sandstein-Paneelen wurden in Form eines Interpretive Trails und einer Broschüre beschrieben. Die Kunstwerke waren zum Teil noch recht gut erhalten. Bei der Besichtigung stressten mich aber penetrante Kuhfliegen. Lange konnte ich dadurch nicht an den einzelnen Stationen stehen bleiben.
Die Reise ging über die Upper Cottonwood Creek Road wieder zurück nach Osten zur HW 120. Während der Fahrt auf der HW 120 nach Süden kam ich an den so genannten Paul Bunyans Marbles vorbei. Hier lohnte sich ein Stopp und eine Wanderung von 1,5km zu den Marbles. Mit einem Jeep könnte man auch bis zu den Bunyans Marbles fahren. Für meinen SUV war jedoch der Mittelstreifen zu hoch bzw die Fahrrinnen waren zu tief. Ich stellte daher meinen Leihwagen am Anfang des Jeep Trails ab und ging zu Fuß. Nach 1,5km hatte ich den Hang mit vielen runden Steinen erreicht. Die Felsen waren ein Gemisch aus Kalkspat und Sandstein. Einige Steine hatten eine Höhe von mehr als einen Meter. Benannt wurden sie nach dem Fabelwesen Paul Bunyan. Dieser war ein riesiger Holzfäller, über den viele Märchen geschrieben wurden.
Nach dem Besuch der Paul Bunyan's Marbles folgte ich der HW 120 bis Thermopolis nach Süden. Dort fuhr ich auf der HW 20 weiterhin in südliche Richtung. In Shoshoni wechselte ich auf die HW 26. Diese Straße brachte mich bis nach Riverton. In Riverton folgte ich der State Road 789 nach Süden. 10 Meilen südlich der Stadt Lander wechselte ich auf die State Road 28. Im kleinen Ort Farson erfolgte die weitere Fahrt über die HW 191 bis nach Rock Springs. Dort setzte ich die Reise über die Interstate 80 nach Osten fort. 36 Meilen östlich von Rock Springs verließ ich die Interstate an der Abfahrt 142. Die Bitter Creek Road sollte mich nach Süden zu den Badlands von Adobe Town bringen. Da es aber bereits dunkel wurde, schlug ich einen Kilometer südlich der I 80 etwas abseits der Bitter Creek Road an einem einsamen Sendemast mein Nachtlager auf. Mit 370 Meilen fuhr ich an diesem Tag die zweitlängste Strecke der Rundreise.
01.07.2019
Die Strecke zur ersten Besichtigungsstelle in der Adobe Town Wildernes Study Area war nicht weit von der Übernachtungsstelle entfernt. Trotzdem waren die 38,5 Meilen überwiegend über die
Bitter Creek Road bis zum Adobe Town Rim sehr stressig. Insbesondere die letzten 10 Meilen waren eine Mischung aus Waschbrett, Schlaglöcher, tiefe Querrinnen und tiefe Fahrspuren. Dieser Streckenabschnitt war eine der schlechtesten Naturpisten, die ich bisher gefahren bin.
Die Adobe Town WSA war eine riesige stark erodierte Fläche aus lehmartigen Sedimenten. Ich besuchte mit dem Adobe Town Rim lediglich den nordöstlichen Abschnitt der WSA. Die anderen Gebiete waren selbst mit einem SUV nur schwierig zu erreichen. Die Wanderung in Adobe Town benötigte unbedingt einen GPS-Navigator. Zu verwirrend waren die vielen Schluchten in der WSA. Zwar war Adobe Town wild zerklüftet, dennoch sah ich dort Caprocks fast nur vereinzelt. Ich musste einige Kilometer durch die fast pflanzenlose Wildnis laufen, um eine anständige Anzahl von Caprocks vor die Linse zu bekommen. Aber alleine die phantastische und mondähnliche Landschaft lohnte den Besuch. Äußerst ärgerlich war, dass ich aus irgend einen Grund an diesem Reisetag keinen Track aufgezeichnet hatte. Dieses Missgeschick fiel mir leider erst zu Hause auf.
Mit dem Besuch der Adobe Town beendete ich die Besichtigungen in Wyoming. Die weitere Fahrt ging zunächst über die Bitter Creek Road zurück zur Interstate 80. Auf der I 80 fuhr ich nach Osten. Zwischen Wamsutter und Rawings verließ ich die I 80 über die State Road 789 nach Süden. An der Grenze zu Colorado mutierte die Nummer der State Road zur SR 13. Nach insgesamt 270 Meilen wurde es langsam dunkel. Daher entschied ich mich 15 Meilen nördlich der Ortschaft Meeker zwecks Nachtruhe anzuhalten. An einer unbenutzten Grundstückszufahrt an der SR 13 stellte ich meinen Wagen ab.
02.07.2019
Während der weiteren Fahrt nach Süden kam ich am Rifle Falls State Park vorbei. Vor Jahren stand ich bereits am Rifle Falls. Da ich aber aus unerklärlichen Gründen keine Original-Dateien
mehr vom Wasserfall hatte, nahm ich die Gelegenheit wahr und fuhr den 10 Meilen langen Abstecher über die SR 325 zum State Park. Wie beim ersten Besuch benutzte ich den "Hintereingang" an der gleichen Stelle. Über einen 2,4km langen Rundweg ging ich die Strecke zu den Rifle Falls und zu den großen Höhlen im State Park ab. Der 21m hohe Rifle Falls bestand aus drei Segmenten, wobei das dritte Segment (im Bild, die rechte Seite) aus einem Abwasserrohr einer nahen Fischzucht stammte. Auch die mehrvhsoo04ere Meter hohen und tiefen Höhlen an einer Felswand aus Kalkgestein waren interessant. Durch Erosion entstanden hier tiefe Furchen.
Die anschließende Fahrt folgte weiterhin der SR 13 nach Süden. Bei der Ortschaft Rifle stieß ich auf die Interstate 70. Diese fuhr ich nach Osten bis Grand Junction. Bei Grand Junction stattete ich dem Colorado National Monument einen Besuch ab. Zunächst wollte ich lediglich die Aussichtsstellen entlang der Rim Rock Drive anfahren und bereits vorhandene Fotos bei günstigerem Sonnenstand wiederholt aufnehmen. 13 Viewpoints klapperte ich an der Parkstraße ab. Unter anderem auch die Fallen Rock View. Anhand der Parkbroschüre erkannte ich, dass der Ute Canyon Trail von der Rim Rock Drive hinunter in den Ute Canyon des National Monuments und am Fallen Rock vorbeiführte. Ich versuchte daher über den Ute Canyon Trail so nahe wie möglich an den Fallen Rock zu gelangen. Hierzu musste ich zunächst 160 Höhenmeter in vielen Serpentinen in den Ute Canyon hinabsteigen. Im Ute Canyon floss sogar ein Bach. Nach 1,2km verließ ich den offiziellen Wanderweg und stieg über steiles und unwegsames Gelände zum Fallen Rock auf. Ich wollte mir anschauen, ob der riesige Felsen an der Klippe angelehnt war. Nach dem mühsamen Aufstieg über einen schotterigen Hang konnte ich mich davon überzeugen, dass der Fallen Rock nicht an der Klippe anlehnte.
Ich hielt mich nicht länger im Colorado NM auf und fuhr zurück nach Grand Junction. Ab Grand Junction ging meine Reiseroute über die HW 50 weiter nach Süden. Bei der Ortschaft Bridgeport (eine Ortsbezeichnung ohne vorhandene Häuser) folgte ich der Bridgeport Road nach Westen. Die Bridgeport Road ist eine Gravel Road, über die ich nach 3 Meilen bei ständigem Gefälle den Gunnison River erreichte. Am Gunnison River blieb ich über Nacht. Ich nutzte den Fluss, um ein genüssliches Bad zu nehmen. Da der Gunnison River eine starke Strömung hatte, vermied ich es zu schwimmen. Nachteilig waren die vielen Mosquitos. Sobald ich aus dem Wasser kam, musste ich mich schnell anziehen und zum Auto eilen. Nur im Auto hatte ich Ruhe vor diesen Plagegeistern.
03.07.2019
Parallel zum Gunnison River verlief eine Eisenbahnlinie. In der Nacht sorgte prompt ein Güterzug für Lärm. Ausgerechnet auf Höhe meines Nachtquartiers hielt der Zug an. Schön war, dass der Zugführer
den Motor ausmachte. Nach ungefähr 30 Minuten startete der Zug und fuhr die Strecke wieder zurück. Ein seltsamer Vorgang.
Den Frühsport gestaltete ich mit einer 13km langen Wanderung zum Dominguez Canyon. Der Ausgangspunkt der Tour war der Übernachtungsort an der Bridgeport Road. Eine komplette Durchwanderung des Dominguez Canyon betrug 20km. Ich wanderte lediglich 6,5km in die Schlucht hinein. Im Dominguez Canyon fand ich vier Felspaneelen mit indianischen Petroglyphen. Natürlich waren die prähistorischen Kunstwerke zum Teil durch Vandalismus malträtiert. Auch viele fotogene Felsformationen gestalteten die Tour interessant. Ich sah sogar zum ersten mal Bighorn-Schafe. Einige Exemplare hatten kurzzeitig nur einen Abstand von 10m. Ab und zu untersuchte ich einige Felsbrocken nach Klapperschlangen (siehe Bild links). Immerhin verstecken die sich gerne unter Felsvorsprünge.
Nach dem Besuch des Dominguez Canyon ging meine Fahrt weiter auf der HW 50 in südliche Richtung. In der Stadt Delta sorgte ich wieder für Energienachschub - für mich und für den Leihwagen. Ohne Unterbrechung ging es dann weiter nach Montrose. Ab Montrose folgte ich der HW 550 nach Süden. Insbesondere südlich der Ortschaft Ouray führte die Highway durch eine herrliche Gebirgslandschaft. Zwischen Ouray und Silverton wird ein 25 Meilen langer Streckenabschnitt der HW 550 auch als Million Dollar Highway bezeichnet. Im gesamten Gebiet zwischen Ouray und Silverton wurde im 19. Jahrhundert nach Edelmetallen gesucht. Unzählige Minen durchlöcherten daher die Gegend wie einen Schweizer Käse. Dementsprechend durchzogen auch unzählige Dirt Roads die Landschaft. Es gab sogar aktuell noch aktive Minen. Die höchste Stelle der HW 550 war der Red Mountain Pass. Das Auto musste sich hier über enorme 3358m quälen. Auf diesem Bergpass legte ich einen längeren Stopp ein. In der Ghost Town Red Mountain inspizierte ich einige alte Häuser ehemaliger Minenarbeiter. Weiter südlich von Red Mountain hielt ich an den Resten der Magnet Mine an. Nahe der Ghost Town Chattanooga besichtigte ich Relikte der ehemaligen Silver Ledge Mine. Von Chattanooga selbst war allerdings nichts mehr zu sehen. Die Million Dollar Highway endete in der Touristenstadt Silverton. Hier war ein Dorado für ATV-Fahrer. Ein Netz von Dirt Roads durchzog die Gegend von Silverton und überall wirbelten die Touristen mit den gemieteten ATVs viel Staub auf. Das einzig Interessante in Silverton war die Mayflower Mill. Sie verarbeitete noch bis 1930 das Erzgestein der umliegenden Minen und war noch gut erhalten. Die Mayflower Mill konnte gegen Gebühren besichtigt werden. Leider war sie während meiner späten Anwesenheit nicht geöffnet.
Ich versuchte über die Naturstraße CR 2 zur Ghost Town Eureka zu gelangen. Das war leider nicht möglich, weil vorangegangene starke Regenfälle die Straße unpassierbar gemacht hatten. Mein SUV hatte zu wenig Bodenabstand und wäre in den Furten abgesoffen. In einer Parallelstraße zur CR 2 blieb ich über Nacht. Die Temperatur sank in der Nacht auf 1°C. Das brachte mich im Schlafsack zum frösteln. Immerhin lag Silverton in einer Höhe von fast 3000m. Da wird es nachts auch im Sommer kalt.
04.07.2019
Auch am heutigen Reisetag ging die Fahrt zunächst über die HW 550 weiter in südliche Richtung.In Durango machte ich einen 43 Meilen langen Abstecher über die HW 160 nach Osten. Das nächste Besichtigungsobjekt
wurde das Chimney Rock NM zwischen Durango und Pagosa Springs. Bereits von Weitem war südlich der HW 160 die markante turmähnliche Felsenspitze des 2398m hohen Chimney Rock zu sehen. Obwohl der Berg der Namensgeber des Nationalmonuments war, konnte der Chimney Rock nicht bestiegen werden. In diesem Schutzgebiet waren lediglich Ruinen der prähistorischen Indianer zugänglich. Zwar fast auf Höhe des Gipfels, aber dennoch 500m vom Chimney Rock entfernt, befand sich eine ehemalige Pueblo-Siedlung. Die durfte allerdings nur mit einer gebührenpflichtigen Führung besichtigt werden. Das hatte mich etwas gestresst. In meiner Gruppe waren zwei korpulente Besucher dabei, die bei dem 600m kurzen Aufstieg zur Ruine öfters Rast einlegen mussten. Zusätzlich meinte ein Besucher, der Ahnung von Archäologie hatte, während einer Pause ohne Ende über die Problematiken bei archäologischen Ausgrabungen referieren zu müssen. Durch die ungünstige Zusammensetzung der Gruppe verlängerte sich die Führung unnötig um 30 Minuten. Das war mir in der schattenlosen Hitze zuviel. Wenigstens durfte ich den Rückweg alleine und zügig gestalten.
Der Reiseplan führte mich wieder zurück nach Durango und von dort aus weiter über die HW 550 nach Süden. 20 Meilen südlich von Durango fuhr ich über die Grenze zu New Mexico. Eigentlich wollte ich in den nördlichen Gebieten der Aztec Arches nach natürlichen Brücken suchen. Frustriert stellte ich aber fest, dass ich die aufgezeichneten GPS-Daten der Arches nicht in meinen GPS-Navigator eingearbeitet hatte. Ohne Daten war es zwecklos nach den natürlichen Brücken zu suchen. Da ich bei der weiteren Fahrt auf der HW 550 durch die Ortschaft Aztec kam, hielt ich zwecks neuer Fotos am Aztec Ruins National Monument an. Während meines Besuches im Jahr 2013 war es bewölkt und so wollte ich bei dieser günstigen Gelegenheit optimalere Fotos von den Ruinen machen. Ich hatte diesmal Glück und konnte die Ruinen bei Sonnenschein fotografieren. Die riesige Kiva im Nationalmonument hatte mich wieder fasziniert. Die Great Kiva wurde auf den Fundamenten der Original-Kiva aufgebaut. Allerdings modifizierte man das Äußere durch Fensteröffnungen. Die Great Kiva wird von den heutigen Indianern für Feierlichkeiten genutzt.
Da nicht weit entfernt und ebenfalls an meiner Reiseroute liegend, besuchte ich die Salmon Ruinen in Bloomfield. Dieser historische Ort beinhaltete die Ruinen eines ehemaligen Pueblos und ein Freilichtmuseum mit Unterkünfte der Indianer und weißen Siedler aus verschiedenen Epochen. Ein wenig enttäuscht war ich vom Zustand des Freilichtmuseums. Gegenüber dem Jahr 2013 sahen die historischen Bauten ungepflegt aus. Insbesondere ein Adobebau demonstrierte, dass es nicht vor dem Verfall geschützt wurde. Der einstige Lehmputz war völlig weggewaschen und die Adobeziegel lagen blank und der Erosion durch Regenwasser ausgesetzt. So kann man natürlich auch darstellen, was passiert, wenn man die Außenwände eines Adobebaus nicht regelmäßig mit Lehm auffrischt.
Weiter ging meine Fahrt von Bloomfieldüber die HW 550 nach Süden. Auf dem Gebiet der Navaja Reservation wurde an der HW 550 eine Tankstelle neu eröffnet. Wahrscheinlich haben die Navajos eine eigene Steuergebung, denn Tankstellen auf Indianergebieten bieten immer günstigeres Benzin an als außerhalb der Reservate. Nun war ich schon über 10 mal in den USA und konnte erst bei dieser Reise feststellen, dass man in Tankstellen und Fastfood-Restaurants Wasser in kleinen Mengen umsonst abfüllen kann. Die Automaten für Softgetränke haben alle einen kleinen unscheinbaren Hebel. Über diesen kleinen Hebel kann man kaltes Wasser abfüllen. Höflicherweise sollte man vorher fragen.
15 Meilen südlich von Bloomfield bog ich nach Osten in die CR 7175 ab. Diese Graded Road brachte mich zur Angel Peak Scenic Area. Hier war ich zwar auch schon vor einigen Jahren. Aber im Internet fand ich zwei neue Wanderungen, die ich durchführen wollte. Außerdem gab es in der Angel Peak Scenic Area einen kostenlosen Campground.
05.07.2019
In der Angel Peak Scenic Area unternahm ich zwei kurze Wanderungen. Mit der ersten Tour versuchte ich den 2130m hohen Angel Peak zu erreichen. Ein Trampelpfad führte ab dem östlichen Ende
der Parkstraße in Richtung Angel Peak. Die Route leitete unter anderem über einen 5m langen Grat, der lediglich 50cm breit war. Ich gelangte nach 1,3km auf den Grund des Kutz Canyon. Aber bereits während des Abstiegs erkannte ich, dass man die markante Spitze des Angel Peak nicht erreichen kann. Zu viele Hügel und Schluchten lagen dazwischen und die Flanken an der Basis des Angel Peak waren zu steil.
Die zweite Tour sollte mich zum Castle Rock bringen. Aus der Distanz sah ich dort dem Namen entsprechend viele Felstürme. Diese Route führte mich über drei kurze und schmale Grate. Der Trampelpfad blieb mehr oder weniger auf gleicher Höhenlinie. Am Ostrand des Castle Rock angekommen, wurde ich ein zweites mal enttäuscht. Auch hier waren die Hänge zu steil und zu porös für einen Aufstieg in das Zentrum des Castle Rock. Nach 1,5km machte ich unverrichteter Dinge wieder kehrt.
Nach diesen kleinen Enttäuschungen fuhr ich über die HW 550 wieder zurück nach Farmington. Von dort aus nahm ich die State Road 371 nach Süden. Ungefähr 21 Meilen südlich von Farmington bog ich in die asphaltierte Indian Route 5 nach Westen ab. Über das so genannte Burnham Chapter House (ein zentrales Gemeindehaus der Navajos) erreichte ich das Burnham Badlands. An einer Ölpumpstation direkt an der nicht asphaltierten IR 5080 stellte ich meinen Leihwagen ab. In einem Rundkurs von 4,2km suchte ich in der Lehmwüste nach Caprocks und Sonstigem. Die Landschaft war durch Wasserdrainagen stark hügelig. Permanent ging es querfeldein Auf und Ab über wegloses Gelände. Da die hügelige Landschaft die Orientierung schwierig gestaltete, war ein GPS-Navigator unabdingbar. Zu Beginn der Tour fand ich einige große Flächen mit Petrified Wood. Sogar an einem kompletten Baumstamm kam ich vorbei. Nach einem Kilometer erreichte ich auch die ersten mehrere Meter hohen Caprocks. Braunes Gestein balancierte auf weißen Säulen. Es gab auch Caprocks mit weißen Deckenstein. Die komplett weißen Hoodos waren wesentlich kleiner als die Exemplare mit braunen Deckenstein. Sogar einen neugierigen Coyoten konnte ich fotografieren. Aus sicherer Entfernung schien das Tier derart fasziniert von mir, dass er mehrere Minuten unbewegt stehen blieb. Nach 2¼ Stunden hatte ich genug Hoodoos abgelichtet und machte mich auf die weitere Fahrt über die SR 371 nach Süden.
Nicht weit von den Burnham Badlands entfernt zweigte die Graded Road CR 7650 nach Osten zum Ah-Shi-Sle-Pah Wash ab. Diesmal wollte ich dieses Badlands von Norden erwandern.
Vor Jahren hatte ich mich an den vielen Caprocks am Südrand des riesigen Trockenbetts erfreuen können. Am Nordrand wollte ich insbesondere den so genannten King of Wings finden. Ich hatte eine entsprechende GPS-Koordinate vom King of Wings. An einem einsamen Windrad zur Wasserförderung stellte ich meinen Leihwagen ab und wanderte über ein vegetationsarmes und fast ebenes Gelände nach Süden. Nach 3km erreichte ich den Nordrand des Ah-Shi-Sle-Pah Wash und fand auch eine Menge Hoodoos. Vom King of Wings war jedoch weit und breit nichts zu sehen. Nachdem ich einige hundert Meter im Westen das gesuchte Objekt nicht fand, wanderte ich entlang der Klippen in östliche Richtung. Und siehe da, 450m östlich von der Internet-Koordinate entfernt, sah ich den King of Wings auf einem niedrigen Hügel stehen. Eines der gewünschten Highlights dieser Reise konnte ich glücklicherweise abhaken. Ein Flügel des Caprocks ragte mehrere Meter waagerecht in der Luft. In der Tat schien dieser Wingstone der größte Vertreter seiner Zunft zu sein.
Nach der Rückkehr zum Leihwagen wurde es bereits dunkel. Ich entschloss mich daher am Windrad zu übernachten. In der Nacht herrschte mehr Autoverkehr als am Tag. Vier Autos fuhren am Windrad vorbei. Vielleicht wollten die den King of Wings bei aufgehender Sonne fotografieren. Die Autos benutzten einen Feldweg, der ungefähr in Richtung King of Wings leitete.
06.07.2019
Der heutige Reisetag begann zunächst mit einer längeren Fahrt. Die SR 371 folgte ich weiterhin nach Süden. In der Ortschaft Thoreau stieß ich auf die Interstate 40. Diese fuhr
ich nach Osten bis zur Abzweigung der SR 117 zum El Malpais NM. Die SR 117 durchschneidet das El Malpais NM in einer Nord-Süd-Achse. Diese asphaltierte Straße brachte mich zunächst zu den Sandstone Bluffs. Riesige Klippen aus hellem Sandstein erhoben sich oberhalb der schwarzen Lavamassen des El Malpais. Ich stand zwar bereits auf diesen Klippen, diesmal wollte ich die Klippen an deren Westseite absteigen und 70 Höhenmeter tiefer an der Basis nach natürlichen Brücken suchen. Auf den Sandstone Bluffs gab es einen Picknickplatz. Südlich davon befand sich die einfachste Passage für einen Abstieg. Der Steig war allerdings nicht offiziell eingerichtet. Etliche Besucher hatten im Laufe der Zeit in einer breiten Abstiegsrinne einen Trampelpfad getreten. An der westseitigen Basis der Sandstone Bluffs sollte es laut Internet natürliche Brücken geben. Bis auf eine Alkove fand ich jedoch keine Arches. Lediglich eine riesige Säule aus Sandstein faszinierte mich.
Nachdem ich wieder oben auf den Sandstone Bluffs angekommen war, fuhr ich die SR 117 noch ein paar Meilen nach Süden. An der Internet-Koordinate der Zuni Arch suchte ich ebenfalls vergeblich nach dem natürlichen Bogen. Angeblich sollte die Zuni Arch von der SR 117 aus zu sehen sein. Vielleicht waren meine Augen von der vorhergehenden Wanderung geschwächt, weshalb ich bei der Suche erfolglos blieb.
Nach diesen leichten Enttäuschungen ging meine Fahrt auf der SR 117 zurück nach Norden zur Interstate 40. Dieser folgte ich nach Osten bis zur Stadt Albuquerque. Hier bog ich auf die Interstate 25 nach Süden ab. Während mehrerer Raststopps auf den Highways stellte ich fest, dass an den
Rastplätzen mittlerweile alle Steckdosen für 110V beseitigt wurden. Dadurch kann man sich an den Raststätten leider nicht mehr rasieren oder einen Akku aufladen.
64 Meilen südlich von Albuquerque brachte mich eine staubige 4,6 Meilen lange Piste nach Westen zum San Lorenzo Canyon. Wenn Besucher auf der Interstate 25 zwischen Albuquerque und Las Cruces unterwegs sind, lohnt sich ein Abstecher zum San Lorenzo Canyon. Die Schlucht hatte nur eine Länge von 1,5km. Man konnte sogar bis an das westliche Ende des Canyon fahren. Um den San Lorenzo Canyon besser kennenzulernen, zog ich es vor, die Schlucht zu durchwandern. Auch ein paar kurze Nebenschluchten waren es wert zu erforschen. Der San Lorenzo Canyon hatte hohe Wände aus roten Sandstein. An einer Stelle verengte sich die Schlucht auf 5m. Einige hohe und fotogene Säulen aus Sandstein machten die Schlucht zusätzlich attraktiv.
Da der Tag bereits zur Neige ging, stellte ich mein Auto zur Übernachtung am Anfang der Zufahrtspiste zum San Lorenzo Canyon ab.
07.07.2019
Für den heutigen Tourentag standen drei Ghost Towns auf dem Programm. Die erste Geisterstadt sollte der Ort Kelly sein. Über die Interstate 25 ging meine Fahrt zunächst nach Süden.
In Socorro verließ ich die I 25 über die HW 60 nach Westen. Nach 26 Meilen erreichte ich den Ort Magdalena. Hier folgte ich der Naturstraße Kelly Road nach Süden. Nach 3,5 Meilen mit großer Steigung erreichte ich an einer einzeln stehenden Kirche das Ende der Straße. Von einer Ghost Town waren lediglich zwei Fundamente eines ehemaligen Steingebäudes zu sehen. Die Kirche soll ein Original von ehemals drei Kirchen in Kelly sein. In der Nähe der Kirche waren die Anlagen einer ehemaligen Erzverarbeitung noch relativ gut erhalten. Ein Förderturm aus Eisen stammte aus der zweiten Boomphase um das Jahr 1910. In der Gegend von Kelly wurde überwiegend Blei und Zink abgebaut. Während meiner Anwesenheit suchten zwei Glücksritter auf den Abraumhalden nach verwertbaren Steinen.
Nach dem Besuch von Kelly ging die Reise weiter zur Ghost Town Winston. In Magdalena musste ich mich zwischen zwei Streckenvarianten entscheiden. Statt die längere, jedoch gemütlichere Distanz über die Interstate 25 zu wählen, entschied ich mich für die kürzere Strecke über die State Road
52. Interessanterweise führte diese Straße an ein großflächiges Teleskopsystem des Magdalena Ridge Observatory vorbei. Leider war die SR 52 lediglich bis zu dem Observatorium asphaltiert. Danach quälte ich mich über weitere 50 Meilen auf einer kurvenreichen und oft Waschbrett-artigen
Piste bis nach Winston. Winston wurde im Jahr 1881 gegründet. Dieser Ort ist zwar als Ghost Town ausgewiesen, wird aber noch durch eine Handvoll Familien bewohnt. Ich fand auch nur bewohnte und gut hergerichtete Wohneinheiten vor. Lediglich eine Kirche und eine Garage schien mir das Prädikat einer Ghost Town zu haben.
Nur 2 Meilen westlich von Winston war die Ghost Town Chloride wesentlich interessanter. In der Gegend von Chloride wurde 1879 Silber gefunden und zwischen 1881 und 1931 abgebaut. Hier wohnten aktuell zwar auch noch Menschen, aber die restaurierten Gebäude sahen historisch aus. Chloride wirkte wie ein Freilichtmuseum. Auch die bewohnten Häuser schienen aus der Zeit um 1900 zu stammen.
Als nächstes Reiseziel war das Gila Cliff Dwelling NM geplant. Die Luftlinie zwischen Chloride und den Gila Cliff Dwellings betrug zwar nur schlappe 35 Meilen. Da es aber keine direkte Straße zwischen beiden Orten gab, musste ich einen gewaltigen Umweg von 153 Meilen fahren. Ich musste zunächst über die State Road 52 nach Osten bis zur Interstate 25 fahren. Bei Caballo
verließ ich die Interstate über die SR 152 wiedr zurück nach Westen. Die SR 152 war ein elendes Stück Arbeit. Die Straße war zwar asphaltiert, aber kurvenreich und mit etlichen Spitzkurven ausgestattet. Dazu ging es permanent wie auf einer Achterbahn auf und ab. Der höchste Pass brachte mich immerhin auf 2508m. Auch die finale 20 Meilen lange SR 15 bis zum Gila Cliff Dwellings National Monument war eine elende Achterbahnstrecke. Ich kam durch die langsame Fahrt erst gegen 17:00 und völlig gestresst am Nationalmonument an. Der Zugang zu den Ruinen war natürlich bereits seit 15:00 geschlossen. Ein kurzer Fußmarsch zu einer Indianerruine, die sich außerhalb des Nationalmonuments befand, tröstete mich wenigstens ein wenig. In einer kleinen Höhle besichtigte ich die Reste von zwei Gebäuden. Die restliche Zeit bis zum Dunkelwerden nutzte ich für ein Bad im nahen Gila River. Auf einem von zwei gebührenfreien Campingplätzen im Schutzgebiet übernachtete ich.
08.07.2019
Im Gila Cliff Dwellings NM war ich morgens der erste Besucher. Die Ranger waren ein
wenig erstaunt, da ich bereits auf sie wartete. Um zu den Ruinen zu gelangen musste eine Brücke über den Gila River überquert werden. Da das Tor zur Brücke verschlossen war, musste ich warten, bis ein Ranger das Tor öffnete. Mit dem Ranger ging ich dann gemeinsam zu den Ruinen. Man darf die Ruinen auch alleine inspizieren. Da sich der Ranger anbot, nahm ich die Gelegenheit einer privaten Führung war. Das hatte unter anderem den Vorteil, dass mir der Ranger zwei versteckte Piktogramme zeigte. Die Ruinen der Mogollon-Kultur waren auf fünf Höhlen verteilt. Die Höhlen selbst waren untereinander verbunden. Die Ruinen waren noch einigermaßen gut erhalten beziehungsweise restauriert.
Nach der Besichtigung der Cliff Dwellings ging meine Fahrt weiter nach Süden. Bei Santa Clara bog ich in die SR 152 ein. Diese brachte mich zur Ghost Town von Hanover. Die Ghost Town selbst suchte ich nicht auf, sondern die Ruinen der Emerald Zinc Mine. Das Betreten der Minenanlage war zwar verboten, aber weder ein Zaun noch Wachpersonal standen meinem Besuch im Weg. Da die Mine bis in die 1970er Jahre aktiv war, standen noch einige gut erhaltene Betriebsgebäude aus Wellblech herum. Auch die Förderanlage war noch ganz ansehnlich.
Ab Hanover fuhr ich die SR 180 weiterhin nach Süden. Über eine kurze Abzweigung von der SR 180 gelangte ich zum City of Rocks StPk. Auf einer überschaubaren Fläche von ungefähr einen Kilometer Länge lagen fast unzählige Felsbrocken aus Granit. Die meisten Felsen waren mehrere
Meter hoch. Im Laufe der Zeit sind auch einige Balanced Rocks entstanden. Manche Felsformationen waren zu phantasievollen Skulpturen geformt. Leider war der Statepark eher ein Campground als eine Wildnis. Das Felsenmeer der City of Rocks hatte ovale Ausdehnung. An den Rändern rings um das Felsenareal waren Einbuchtungen für Zeltplätze angelegt. In der Hochsaison müssen Wanderer aufpassen, dass sie nicht über ein Zelt stolpern.
Der City of Rocks StPk war der südlichste Punkt dieser Reise. Nun folgte eine längere Fahrt.
Deutschland hat eigentlich wesentlich mehr Verkehrsschilder als die USA. Viele davon sind hirnlos und unnötig. Aber auch in den Kurven der US-amerikanischen State Roads sind mir unötige Schilder aufgefallen. In Kurven ist der Mittelstreifen sinnvollerweise durchgezogen, damit diese z.B. durch ein Überholmanöver nicht überfahren werden. Auf der rechten Straßenseite mahnen quadratische Schilder "Don't Pass" und auf der linken Straßenseite gibt es zusätzlich sinnlose dreieckige Schilder "No Passing Zone". Eine Redundanz, die unter intelligenten Menschen unnötig ist.
Ab Deming folgte ich der Interstate 10 nach Osten. In Las Cruces wechselte ich auf die Interstate 70. Zwischen Las Cruces und Alamogordo erreichte ich den White Sands NP. Im
riesigen Tularosa Basin hatten sich große Flächen mit weißen Sanddünen aus Gips (Calciumsulphat) gebildet. Ein Teil der Dünen wurde als White Sands NP unter besonderem Schutz gestellt. Der größte Teil der Sanddünen diente jedoch als Raketentestgelände. Daher kann es passieren, dass während Raketentests die Zufahrt zum Nationalpark für mehrere Stunden gesperrt wird. Ich erreichte das Schutzgebiet am späten Nachmittag. Trotzdem versuchte ich die Sanddünen so gut wie möglich zu erkunden. Viel konnte ich im White Sands NP ohnehin nicht machen. Es gab lediglich 4 ausgewiesene Kurzwanderungen und eine Tour über mehrere Kilometer. Von diesen Routen wanderte ich vier ab. Im so genannten Heart of Dunes rutschten Kinder mit großflächigen Kunststofftellern die Dünen hinunter. Die Straßen zwischen den Dünen waren nicht geteert. Dadurch sah es aus, als ob man durch eine verschneite Winterlandschaft fuhr.
Nach dem Besuch der White Sands wurde es bereits dunkel. Mit etwas Glück fand ich 5,5km nordöstlich vom Nationalpark eine Abfahrt an der Interstate 70, die zu einem Wasserreservoir führte. Die Abfahrt war mehr oder weniger ein Feldweg, aber der versprach Einsamkeit. Das Reservoir schien aber ökologisch umgekippt zu sein. Bei geöffnetem Fenster stank es nach fauligem Wasser. Die Hauptsache war aber eine ruhige Nacht.
09.07.2019
Die Route an diesem Reisetag führte mich über die Interstate 70 nach Tularosa. Ab Tularosa folgte ich der HW 54 nach Norden bis zur Three Rivers Petroglyph Site. Hier
hatten die prähistorischen Indianer auf einem 1,5km langen Hügel um die 21.000 Petroglyphen in die Basaltfelsen geritzt. Viele der Gravuren waren noch gut erhalten. Ein Informationsblatt informierte an nummerierte Stationen über die Bedeutung der Zeichen und Formen. Wenige Gehminuten vom Besucherzentrum entfernt besichtigte ich noch drei Ausgrabungsstätten. Von den ehemaligen Behausungen waren aber nur noch die Fundamente zu sehen. Die Fundamente befanden sich in einem schlechten Zustand und litten unter Erosion. Auch wuchsen Büsche auf den Fundamenten. Im Besucherzentrum fragte ich den Angestellten, ob man die Büsche zur Pflege der Ruinen nicht entfernen kann. Dieser teilte mir mit, dass sie das nicht dürfen. Man sollte einem Angestellten zutrauen, ein paar Büsche fachgerecht entfernen zu können.
Meine Reise ging anschließend über die HW 54 weiterhin nach Norden. An der Abzweigung mit der SR 55 verließ ich die HW 54 und fuhr auf der SR 55 nach Nordwesten. Eine 1km kurze Abzweigung von der SR 55 brachte mich zur südlichsten Einheit des Salinas Pueblo Missions NM. In der Unit Gran Quivira sah ich mir die Überreste des ehemaligen Indianer Pueblos und der Missionskirche
an. Um 1626 hatten spanische Jesuiten im Pueblo Gran Quivira eine Mission errichtet. Die Mission und das Indianer-Pueblo wurden um 1670 wegen Krankheit, Dürre und Indianeraufstände aufgegeben.
Einige Meilen weiter nördlich inspizierte ich die Unit Quarai. Auf dem leeren Parkplatz am Besucherzentrum stellte ich meinen Leihwagen unter einem Baum ab. Da dies der einzige schattige Platz war, stellte ich den Wagen etwas quer. Prompt kam ein Rentner (Volunteer) aus dem Gebäude und ermahnte mich aus Sicherheitsgründen den Wagen anders hinzustellen. Da ich keine Diskussion über die Sicherheit auf einer komplett leeren Parkplatzfläche starten wollte, gab ich etwas verärgert den schattigen Platz auf.
Auch in Quarai errichteten die Jesuiten eine riesige Missionskirche. Mit der Größe des Gebäudes wollten die Mönche wohl die Macht der Kirche demonstrieren. Das Kirchengebäude in Quarai war das am besten erhaltene Gotteshaus von insgesamt drei Einheiten des Salinas Pueblo Missions NM. Auch die Mission in Quarai bestand lediglich knappe 50 Jahre.
Die dritte Einheit Abo erreichte ich westlich der Ortschaft Mountainair über die HW 60. Abo war die älteste Pueblo Mission des Salinas NM. Anhand der restaurierten Grundrisse konnten sich die Besucher einen guten Eindruck über die Räumlichkeiten der Kirche und des Konvents machen. Vom Pueblo selbst war nicht mehr viel zu sehen.
Nach dem Besuch des Salinas Pueblo Missions NM ging meine Fahrt weiter bis Belen. Das nächste Reiseziel war die Ojito Wilderness. Hierfür musste ich über die Interstate 25 durch Albuquerque fahren. Dummerweise ließ mich der GPS-Navigator in Albuquerque die SR 448 und den Unser Bvld durch die Stadt fahren. Auf diesen Straßen folgte eine Ampel die nächste. Da es auf diesen Straßen (wie üblich) keine "Grüne Welle" gab, nervten mich die etlichen Stop and Go. Arg gestresst gelangte ich endlich zur HW 550. Mit einem kleinen Umweg über die Interstate 25 hätte ich viel Stress und Zeit gespart. Man sollte nicht immer einem Navigator vertrauen.
Die HW 550 brachte mich schließlich nach Norden zur Ojito Wilderness. Südlich von San Ysidro bog ich in die Cabezon Road ein und schlug etwas abseits der Cabezon Road mein Nachlager auf.
10.07.2019
Mein erstes Reiseziel an diesem Tourentag sollten die Caprocks im so genannten Rio Rancho Badlands sein. Der Name Rio Rancho Badlands ist eine Erfindung des Internets.
Die Stadt Rio Rancho befindet sich 14 Meilen südlich der Caprocks. Für den Ort der Felsformationen gibt es eigentlich keinen Namen. Die Caprocks befinden sich jedoch am südöstlichen Ende der Schlucht Cañada de las Milpas. Daher wählte ich für meine Tourenbeschreibung den Namen der Schlucht.
Vor Jahren hatte ich bei meinem ersten Besuch der Ojito Wilderness vergeblich versucht, zu den Caprocks zu gelangen. Damals versperrte ein Gatter an der Pipeline Road die Zufahrt zu den Caprocks. Diesmal wollte ich den Ort von einer alternativen Piste her anfahren, die ich in Google Earth ausfindig gemacht hatte. Leider schlug dieses Vorhaben fehl, weil die geplante Route zu einer Ranch führte. Ich verzichtete auf die Fahrt zur Ranch, weil ich keine Diskussion mit dem Eigentümer anfangen wollte. Also probierte ich nochmals die Anfahrt über die Pipeline Road. Diesmal war das Gatter zwar zu, aber nicht verschlossen. Obwohl ein Schild "No Trespassing" am Gatter hing, öffnete ich das Tor und fuhr weiter. Ein zweites Gatter blockierte diesmal aber die Fahrt. Hier war kein Weiterkommen möglich, weil das Tor verschlossen war. Wenige Fahrminuten vor dem zweiten Gatter zweigte jedoch eine Dirt Road in Richtung der Caprocks ab. Diese fuhr ich solange, bis sich die Dirt Road von den Caprocks entfernte. Die Distanz zu den Caprocks betrug dem GPS-Navigator entsprechend noch 4,5km. Ich entschloss mich, das Auto abseits der Dirt Road abzustellen und querfeldein zur Cañada de las Milpas zu wandern.
Gleich zu Beginn meiner Wanderung hatte ich einen Schreckmoment. Fast hätte ich eine kampfbereite Klapperschlange übersehen. Die Schlange befand sich mitten in einer Spurrille, in der ich wanderte. Auf dem Weg zur Cañada de las Milpas musste ich mich durch vier Stacheldrahtzäune zwängen. Schilder "Do Not Enter" machten mich nervös, weil ich keine Konfrontation mit einem Grundbesitzer haben wollte. Die Koordinate der Caprocks brachten mich nach 4km zum gewünschten Ziel. Die Anzahl der Hoodoos (Caprocks) war recht ergiebig. Auch die Höhe der Formationen war beeindruckend. Einen Kilometer lief ich in der Schluchtenwelt der Cañada de las Milpas umher. Der Rückweg erfolgte südlich zum Hinweg. Dadurch musste ich lediglich 2 Stacheldrahtzäune überschreiten. Als ich wieder am Wagen ankam, war ich froh, dass ich ihn unbeschadet vorfand. Eilig fuhr ich vom Privatgelände. Erst als ich das erste Gatter an der Pipeline Road nach der Durchfahrt wieder schloss, legte sich der Stress.
Über die Cabezon Road gelangte ich wieder an die HW 550. Bei San Ysidro bog ich in die SR 4 und danach in die SR 290 ein. Von der SR 290 wiederum zweigte die Forest Road 10
ab. Die ruppige Graded Road FR 10 brachte mich zum Paliza Canyon. Dort erwanderte ich eine relativ kleine Fläche mit fotogenen Felsnadeln aus Bimsgestein. An einem Hang, etwa so groß wie ein Fußballplatz, entstanden durch Erosion etliche einzeln stehende konische Felsformationen. Das weiche Bimsgestein (Tuff) war an vielen Stellen durchlöchert. Die Einheimischen bezeichneten die Formationen als Goblin Colony. Die breiten Felstürme sahen auf Grund der Verwitterung auch aus wie Goblins. Im deutschen Internet wurden die Skulpturen als Pinnacles bezeichnet. Dieser Name hatte auch eine Berechtigung für die schmalen Formationen. Nachteilig war der Baumbewuchs im Paliza Canyon. Bäume verdeckten oft die Objekte, so dass ich die Felsnadeln nicht immer optimal fotografieren konnte.
Ich suchte im Paliza Canyon auch eine von zwei Ruinen ehemaliger Pueblo-Indianer auf. Im weglosen Gelände musste ich mich durch teilweise dichtes Buschwerk arbeiten. Der Kurztrip von 500m hatte sich jedoch nicht gelohnt. Statt Ruine fand ich nur einen Haufen überwachsene Steine. Daher verzichtete ich auf eine Tour zur zweiten Ruine.
Über die SR 290 und SR 4 ging die Fahrt weiter bis zur HW 550. Bei Bernalillo bog ich in die Interstate 25 ein. Diese fuhr ich bis Las Vegas. Nein - dieser Ort hat nichts mit Las Vegas in Nevada zu tun. Auch in Neu Mexiko gibt es ein Las Vegas. Allerdings ohne schwachsinniges Glücksspiel. Am nördlichen Ortsrand von Las Vegas fand ich am Storie Lake einen Campground zum Übernachten. Ich verstehe nicht weshalb, aber zu Hause angekommen, stellte ich entsetzt fest, dass ich den Track dieses Reisetages nicht gespeichert hatte. Ausgerechnet vom Cañada de las Milpas (aka Rio Rancho Badlands) hatte ich nur noch ein paar Wegpunkte.
11.07.2019
An diesem Tag meiner Reise fuhr ich zunächst über die Interstate 25 nach Norden bis zur Stadt Raton. Dort wechselte ich auf die HW 64 nach Osten. Ab dem kleinen Ort Capulin
führte die SR 325 nach Norden zum Capulin Volcano NM. 3 Meilen nördlich von Capulin erreichte ich den Eingang zum National Monument. Der einzeln stehende ehemalige Vulkan war bereits von weitem zu sehen. Der Eintrittspreis von 20$ pro Auto grenzte meines Erachtens bereits an Nepp. Glücklicherweise musste ich mit meinem Annual Pass keinen Eintritt bezahlen.
An der Basis des Schlackenkegels wanderte ich zunächst den 1,5km kurzen Lava Flow Trail. Von Lava war allerdings nicht viel zu sehen. Lediglich einige Lavatürme ragten aus dem stark überwachsenen Lavafeld heraus. Der Kurztrip lohne sich wenigstens auf Grund eines schönen Gesamtfotos vom Capulin Volcano.
Eine 1,5 Meilen lange asphaltierte Straße führte bis unterhalb des Kulminationspunktes des Vulkans. Leichter kann man es den Besuchern nicht machen, einen 2486m hohen Berg zu "bezwingen". Ein Fußweg wäre mir lieber und wäre eine größere Herausforderung für 200 Höhenmeter. Auch für die Umrundung des Kraterrandes wurde ein 1,5km langer geteerter Wanderweg eingerichtet. Bequemer kann man es Touristen nicht mehr machen.
Der Capulin Volcano war die letzte Etappe in Neu Mexiko. Meine Reise ging zunächst über die HW 64 wieder zurück nach Raton. Dort folgte ich der Interstate 29 nach Norden und verließ Neu Mexiko. Ab Trinidad fuhr ich auf der HW 350 nach Nordosten bis zur Stadt La Junta. Ab La Junta legte ich einen kurzen Abstecher über die SR 194 zum Bent's Old Fort ein. Im Jahr 1975 wurde das Fort originalgetreu aus Adobe-Ziegeln aufgebaut. Mit ihrem massiven Mauerwerk und zwei Wehrtürmen wirkte das Fort wie eine mittelalterliche Burg. William Bent war einer von zwei Partnern, die das Fort im Jahr 1833 als Handelsposten errichteten. Liebevoll wurden alle Räumlichkeiten mit Utensilien versehen, wie sie in der Zeit zwischen 1833 und 1849 üblich waren. Somit konnten sich die Besucher einen guten Eindruck über den Lebensstil in Bent's Fort machen. 25 Räume zählte ich in der sehenswerten Festungsanlage.
Nach der Besichtigung von Bent's Fort ging es wieder zurück nach La Junta. Ab La Junta erreichte ich über die HW 50 die Stadt Pueblo. Von dort aus ging die Fahrt auf der HW 50 nach Westen bis Penrose. Zwischen den Orten Penrose und Canon City fand ich im Phantom Canyon einen ruhigen Platz zum Übernachten.
12.07.2019
An diesem Reisetag stand ich ein wenig unter Zeitdruck. Ich hatte für diesen Tag einen Treffpunkt mit einer Sportkollegin vereinbart. Daher musste bis zum Abend am Campground am Mount Yale sein. Auf der Strecke lagen aber noch ein paar interessante Ziele, die auf meinem Tourenzettel standen.
Das erste Sightseeing an diesem Tag sollte die Ghost Town Victor sein. Die kürzeste Strecke nach Victor führte durch den Phantom Canyon. Die Phantom Canyon Road (aka County Road 67) war eine elende, schmale und ungeteerte Straße. Der enge Phantom Canyon wurde im Laufe der Zeit durch den Eightmile Creek geschaffen. Dementsprechend gab es etliche enge und unübersichtliche Kurven. Damit es zu keinen Unfall mit irgend einem zu schnell fahrenden Irren kam, hupte ich vor jeder kritischen Kurve. Glücklicherweise kamen mir lediglich zwei Autos entgegen. Zusätzlich war das Gelände steil. Die 31 Meilen lange Phantom Canyon Road brachte mich von 1650m auf einen Scheitelpunkt von 2900m. Nach 1,5 Stunden stressiger Fahrt erreichte ich Victor. Auch dieser Ort lag in fast 3000m Höhe.
Victor war eine Goldgräberstadt. An vielen Stellen in der näheren Umgebung standen noch Fördertürme der ehemaligen Goldminen. Gleich am östlichen Ortseingang besuchte ich am Battle Mountain die Independence Mine. Da ich von einem offiziellen Weg zur Independence Mine nichts wusste, überstieg ich einen Zaun und ging auf direktem Weg zur Minenanlage. Dadurch kam ich auch an den Resten der ehemaligen Erzmühlen vorbei. Erst am Förderturm sah ich den offiziellen Wanderweg zum Schacht.
Einige 100m weiter nördlich stand der Förderturm der Simmons Mine. Zu jeder Minenanlage führte kein Wanderweg. Der Förderturm und die umliegenden Gebäude waren aber nicht abgesperrt. Über Geröllhalden gelangte ich zur Simmons Mine. Diese Mine lag an der Südgrenze zur Cresson Open Pit Gold Mine. Dort wurde auf einer riesigen Fläche in Tageabbau aktiv Golderz abgebaut.
Wenige Meilen weiter östlich von der Independence Mine gab es einen weiteren eingerichteten Wanderweg, der zu mehreren Minenanlagen führte. Da ich hier den offiziellen Parkplatz nicht fand, stellte ich meinen Wagen in einer Bucht an der Straße ab und stieg ebenfalls zunächst auf direktem Weg zur ersten Mine (Goldfield Mine) auf eine Anhöhe hinauf. Nach Besichtung von drei Minenanlagen und der Rückkehr zur Goldfield Mine, sah ich von der Anhöhe, dass ein Polizist um meinen Leihwagen ging. Da ich ein Strafmandat vermeiden wollte, machte ich mich durch Pfeifen bemerkbar. Der Polizist sah mich, winkte mir zu und fuhr anschließend weiter.
Victor selbst ist eine Touristenstadt. Während der Boomphase des Goldabbaus lebten 15.000 Menschen in Victor. Heute sind es knapp über 300 Bewohner. Viele Bauten aus dem Jahr 1899 wurden restauriert und beinhalteten Souvenirläden und Restaurants. Ich traf auch den Polizisten, der meinen Leihwagen am Straßenrand inspizierte. Ich entschuldigte mich für mein Pfeifen. Der Polizist lachte und meinte, dass er nur überprüfen wollte, ob der Wagen gestohlen sei.
Von Victor ging die Fahrt über die State Road 64 weiter nach Norden. Zwischen Cripple Creek und Divide hielt ich am Trailhead zu den so genannten Pancake Rocks an. Da der GPS-Navigator eine falsche Koordinate anzeigte, fuhr ich zunächst am Trailhead vorbei und ungefähr 10 Meilen bergab. Zu spät erkannte ich den Irrtum. Also musste ich 10 Meilen den steilen Hang wieder zurück fahren. Die verschossene Zeit und der unnötig verbrauchte Sprit ärgerten mich. Schließlich fand ich dann doch den Trailhead zu den Pancake Rocks. Nach einer 5km langen Wanderung bergauf stand ich auf einem Plateau mit den Pancake Rocks. Felsplatten lagen derart übereinander, dass sie wie aufeinander gelegte Pfannkuchen aussahen. Allerdings hielt sich die Anzahl der Felsformationen in mageren Grenzen. Es gibt interessantere Orte. Auf dem Rückweg machte ich einen Abstecher zum Horsethief Falls. Auch der Wasserfall war ein Reinfall. Der Horsethief Falls war ein Rinnsal, das über einen 2m hohen Felsen floss.
Die Pancake Rocks waren mein letzter Haltepunkt an diesem Reisetag. Ab dem Ort Divide folgte ich der HW 24 nach Westen bis zum Ort Buena Vista. Hier befand ich mich mitten in den Rocky Mountains. 12 Meilen westlich von Buena Vista fuhr ich auf den Collegiate Peaks Campground. Dort traf ich mich mit einer Vereinskollegin. Zusammen wollten wir zwei 4000er in den Rocky Mountains besteigen. Der Collegiate Peaks Campground war für die Besteigung der beiden Berge ein idealer Übernachtungsort.
13.07.2019
Für diesem Reisetag stand die Königsetappe meiner Reise auf dem Programm. Der erste 4000er sollte der 4328m hohe Mount Yale werden. Mit dem Auto fuhren wir die 2km bis
zum Trailhead der Bergtour. Der Mount Yale hatte zwar eine beträchtliche Höhe, war aber ein so genannter erwanderbarer Gipfel. Lediglich der finale Aufstieg zum Kulminationspunkt führte über große Felsbrocken und erforderte leichte aber ungefährliche Klettereinlagen. Auf dem Wanderweg herrschte ein regelrechter Massenbetrieb. Wenn ein 4000er derart einfach zu erklimmen ist, lockt das natürlich viele Menschen an. 7,5km waren es bis um Gipfel. Dabei hinterlegten wir 1300 Höhenmeter. Bei herrlichem Sonnenschein erreichte ich nach 4¼ Stunden den Gipfelrücken. Meine Vereinskollegin, die erst zwei Tage vorher in Denver ankam, hatte mit der Zeitumstellung zu kämpfen und erreichte das Ziel 30 Minuten später. Gemeinsam machten wir uns auf dem Rückweg. Nun passierte das, wovor in den Rocky Mountains gewarnt wird. Gegen 13:00 Uhr zogen blitzschnell dunkle Wolken auf und während unseres Abstiegs fing es an zu hageln. Glücklicherweise waren die Hagelkörner klein und nach 30 Minuten war der Spuk zu Ende. Der Hagel war eigentlich nicht so schlecht: Regen durchnässt die Kleidung, der Hagel prallte jedoch ab. Nach insgesamt 15km und 8½ Stunden fuhren wir mit dem Auto wieder zurück zum Collegiate Peaks Campground.
Auf dem Campground angekommen, entschied sich meine Vereinskollegin auf Grund ihrer körperlichen Verfassung auf die Bezwingung des zweiten 4000er, dem Mount Harvard zu verzichten. Darauf verzichtete auch ich auf den Mount Harvard und fuhr noch am späten Nachmittag weiter zum nächsten Reiseziel. Statt einen weiteren Berg plante ich spontan, den Westen des Rocky Mountains NP zu besuchen. Ab Buena Vista fuhr ich die HW 24 nach Norden. Bei Leadville schwenkte ich in die State Road 91 ein. Nördlich von Leadville fand ich nahe der SR 91 im San Isabel National Forest einen Picknickplatz zur Übernachtung.
14.07.2019
Die restlichen Tage meiner Rundreise wollte ich den Westen vom Rocky Mountain NP erkunden. Auf diese Seite des Nationalparks hatte ich es noch nie geschafft. Über die SR
91 erreichte ich die Interstate 70. Diese fuhr ich weiter nach Norden bis Silverthorne. Dort verließ ich die I 70 und folgte der SR 9 weiterhin nach Norden. In Kremmling schwenkte ich in die HW 40 nach Westen ein. An der Ortschaft Granby fuhr ich auf die HW 34. Diese Straße führt zunächst an der Westseite des Rocky Mountain NP entlang. Im Zentrum des Schutzgebietes durchquert die Straße den Nationalpark und endet am ostseitigen Eingang Estes Park. Am Grand Lake verließ ich an der gleichnamigen Ortschaft die HW 34 und fuhr über die West Portal Road zum East Inlet Trailhead. Hier unternahm ich eine 8,5km lange Wanderung zum Lone Pine Lake. Gleich am Anfang der Tour befand sich der Adams Falls. Durch die ungünstige Lage in einer Schlucht konnte der Wasserfall jedoch nicht optimal eingesehen werden. Der East Inlet Trail verlief mehr oder weniger nahe und parallel zum Fluss East Inlet. Fünf kleinere und namenlose Wasserfälle lagen auf dem Weg. Der Lone Pine Lake war ein kleiner idyllischer See in 3030m Höhe. Dementsprechend war er malerisch von Bergriesen der Rocky Mountains umgeben.
Da sich nach Beendigung der Tour zeitlich keine Wanderung mehr lohnte, streunerte ich ein wenig in der Touristenstadt Grand Lake umher. Ein Grocery Store nutzte sein Monopol in Grand Lake aus. Getränke und Brötchen waren jeweils 1$ teurer als in einer größeren Stadt mit Konkurrenz. Ich hatte am Abend Probleme in der Umgebung von Grand Lake einen Platz zum Übernachten zu finden. Die gesamte Gegend am West Portal des Rocky Mountain NP ist total zersiedelt und privatisiert. Selbst holperige Dirt Roads endeten an irgend einer Privathütte. Abseits eines Friedhofs fand ich schließlich ein ruhiges Plätzchen. In der Nacht besuchte niemand den Friedhof und auch die Zombies wollten ihre Nachruhe.
15.07.2019
An diesem Tag unternahm ich eine weitere Wanderung am Grand Lake. Am Nordrand der Ortschaft Grand Lake begann eine Tour zum Cascade Falls. Den Wasserfall erreichte ich
über den North Inlet Trail. Da der Wanderweg zu Beginn entlang der Parkgrenze verlief, gab es die ersten zwei Kilometer noch einige Wochenendhäuser entlang des Wanderwegs. Nur am Anfang und am Ende der Route verlief der Wanderweg direkt am Fluss North Inlet entlang. Daher gestaltete sich die Tour wenig abwechslungsreich. Ich hatte aber das seltene Glück, einen jungen Elch in 5m Abstand zu sehen. Dass der Elch ein Halsband trug und wenig scheu war, machte mich ein wenig stutzig. Der Elch erweckte eher den Eindruck eines zahmen Haustieres. Es war gut, dass der Wanderweg für Hunde verboten war. Es störte mich aber, dass Reitpferde erlaubt waren. Dementsprechend musste ich oft im Slalom die Pferdehaufen umgehen. Nach 5,5km erreichte ich ohne große Anstrengungen den Cascade Falls. Wie der Name bereits befürchten ließ, entpuppte sich der Wasserfall als längere Kaskade mit vielen Stufen. Durch umgestürzte Bäume verzweigte der Cascade Falls zusätzlich in viele Fragmente. Um die Kaskaden einigermaßen gut fotografieren zu können, musste ich ein wenig am Ufer des North Inlet über Felsen kraxeln.
Über die HW 34 (Trail Ridge Road) fuhr ich weiter nach Norden und am Westrand des Rocky Mountain NP entlang. Vier Meilen nördlich von Grand Lake stellte ich meinen Leihwagen am Trailhead zum Granite Falls ab. Über den Green Mountain Trail und den Tonahutu Creek Trail erreichte ich den 8,2km entfernten Granite Falls. Zwei steilere Rampen jeweils am Anfang und am Ende der Tour sorgten für einen höheren Puls. Der gut ausgebaute Wanderweg führte unter anderem an den großen Wiesenflächen der Big Meadows vorbei. Die Feuchtwiesen hatten jedoch den Nachteil, dass es viele Mosquitos gab. Und die stachen sogar durch mein T-Shirt. Da der Wanderweg auch für Reitpferde zugelassen war, musste ich entsprechend Slalom um die Pferdetoiletten und -haufen laufen. Seltsamerweise verhalten sich die Pferde wie Hunde: Wo ein Pferd seinen Mist hinterlassen hat, machen auch die anderen Pferde hin. Der Tonahutu Creek bildete den Granite Falls. Dieser Wasserfall hatte keine richtige Kippkante mit einem klassischen Aufprallbecken. Wie der Cascade Falls, so war auch der Granite Falls eher eine Kaskade mit hohen Stufen. Mit vielen Mosquito-Stichen erreichte ich wieder meinen Leihwagen und fuhr sofort weiter nach Norden.
Die HW 34 brachte mich bis zum Fall River Pass und dem Milner Pass, die jeweils über 3650m Höhe lagen. Auf dem Milner Pass legte ich einen Zwischenstopp ein und gönnte dem gequältem Auto eine Pause. Dort entspannte auch ich mich ein wenig am Poudre Lake. Auf der Fahrt zum Osteingang des Rocky Mountain NP nahm ich noch einige Fotos an den ausgewiesenen Parkbuchten der HW 34 auf. Am späten Nachmittag kam ich im Beaver Meadows Visitor Center an. Dort füllte ich meine Wasservorräte auf. Wähend meiner Anwesenheit am Besucherzentrum fiel mir ein älterer Herr in einem großen Pickup-Truck auf. Der ließ seinen Wagen die gesamten 30 Minuten meiner Anwesenheit brummen und hielt dabei ein Nickerchen.
Da ich am nächsten Tag noch eine Bergtour im Rocky Mountain NP unternehmen wollte, suchte ich eine Übernachtungsstelle in der Ortschaft Estes Park auf. Hierzu fuhr ich zu einer in früheren Jahren benutzten Stelle am Trailhead zum Gem Lake. Während der Fahrt fiel mir ein geistreiches Verkehrsschild an Ampeln auf: "Stop on Red, Wait for Green". Auf den zweiten Teilsatz kann man eigentlich bei mitdenkenden Menschen verzichten.
16.07.2019
Für den heutigen Tag stand meine letzte Wanderung auf dem Pflichtenheft. Vom Trailhead zum Gem Lake fuhr ich wieder durch die Ortschaft Estes Park und zum Beaver Meadows Visitor Center.
Von dort ging es über die HW 36 bis zur Einmündung in die HW 34 (Trail Ridge Road). Hier befand sich eine Parkbucht mit dem Trailhead zum Deer Mountain. Der Deer Mountain ist zwar 3052m hoch, aber lediglich 320 Höhenmeter strapazieren auf einer Distanz von 4,8km nur wenig. Die Aussicht auf die Bergriesen der Rocky Mountains waren bereits während des Aufstiegs hervorragend. Auf dem lang gezogenen Gipfel selbst gab es allerdings nur Fernblicke nach Westen und nach Süden. Obwohl die HW 34 relativ weit entfernt war, hörte ich auf dem Gipfel die knatternden Harley Davidson mit ihrem manipulierten Auspuff. Dieser Lärm in einem Nationalpark ist meines Erachtens eine Frechheit. Ich verstehe nicht, dass die Parkbehörde diesen ohrenbetäubenden knatternden Lärm akzeptiert.
Als ich nach der Wanderung auf dem Deer Mountain wieder am Beaver Meadows Visitor Center anhielt, fiel mir ein zweites mal der ältere Herr vom Vortag auf. Er saß wieder (oder immernoch?) in seinem überdimensionierten Pickup Truck. Der Motor lief und er hielt wieder ein Nickerchen. Ich traute mich nicht nachzusehen, ob der überhaupt noch lebt. Der Mann könnte ja vor Schreck um sich schießen.
Über die SR 7 verließ ich den Rocky Mountain StPk nach Süden. An einem kleinen Stausee direkt an der SR 7 hielt ich an und präparierte meinen Leihwagen für die Rückgabe. Auf dem weiteren Weg nach Lyons, verlief die SR 7 parallel zum South Saint Vrain Creek. An einer ruhigen Stelle am South Saint Vrain Creek verbrachte ich die letzte Nacht auf dieser Reise.
17.07.2019
Bis zum Flughafen in Denver musste ich nur noch 75 Meilen fahren. Der Flug ging erst um 19:25 Uhr. Also hatte ich viel Zeit, den Koffer zu packen, leere Wasserbehälter und Abfall zu entsorgen, Mitbringsel zu kaufen und zu Mittag zu essen. Die Rückgabe des Leihwagen erfolgte schnell und ohne Probleme. Der anschließende Rückflug hatte zwar in Denver Verspätung, aber der Verbindungsflug von London nach Frankfurt gelang trotzdem pünktlich.
Zahlen für die Statistik:
Reisedistanz: 4224 Meilen (6796km)
Benzinverbrauch: 117 Gallonen (443L)
Durchschnittsverbrauch: 36,1Meilen/Gallone (6,5L/100km)
Wanderdistanz: 181km
Zwei Berge habe ich bestiegen.
Die längste Einzelstrecke betrug 17km.